Richtig lüften

Was finden Sie hier?

  1. Gute Luft
  2. Freie Lüftung
  3. Windgeschwindigkeit und Windrichtung
  4. Mechanische Lüftung
  5. Luftrate
Luftrate

 

Gute Luft ist das A & O für unser Wohlbefinden.

Während die Heizung "nur" für die richtige Temperatur der uns umgebenden Luft und Wände sorgt, brauchen wir die Lüftung für den Abtransport wie Kohlendioxyd, das wir beim Atmen erzeugen. Oder zum Luftaustausch wegen der für uns schädlichen Gase wie Radon aus dem Boden, aus Baustoffen oder Stickoxyden, die beim Verbrennen von Holz, Gas, Öl und Zigaretten entstehen. Wussten Sie, dass rauchende Raucher die Luft 26mal so stark verschmutzen wie Nichtraucher? (Prof. Wolff, TH Wolfenbüttel)
      Beim Atmen allein geben wir pro Person 60...300g Wasser/h ab. Wissenschaftlich nachgewiesen produziert ein Bewohner am Tag um die 2,7kg Wasser. Es kommen z.B. beim Waschen (200g/h) und beim Duschen (2600g/h - alle 5 Minuten also 216g!) Feuchtigkeit in die Luft, die sich an kalten Wänden niederschlagen und dort Schimmel erzeugen können.
 
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Freie Lüftung

Durch offene oder gekippte Fenster, Fugen und Ritzen pfeift der Wind. Wir nennen das 'Freie Lüftung' oder in der Wärmetechnik den Transmissionswärmeverlust, wenn geheizt wird. In den Heizzeiten versucht man das Lüften auf das Notwendigste zu beschränken, im Sommer ist man manchmal froh um jeden Luftzug.
 
Was ist also die notwendige Lüftung?

Wie sehen die Druckverhältnisse am Haus aus?

Ein Haus kann man als einen in der Landschaft stehenden Klotz betrachten, der dem Wind im Wege steht. Der Wind strömt das Haus auf der einen Seite an und erzeugt so einen Überdruck auf der windzugewandten Seite (Luv) und einen Unterdruck auf der windabgewandten Seite (Lee).
      "Diese Druckdifferenz saugt uns die Wärme aus dem Haus", sagt der, der die Heizung bezahlen muß, "Diese Lüftung  brauchen wir, damit es uns gut geht", sagt der Frischluftfanatiker und macht noch ein Fenster auf.
 

Diese Schemazeichnungen zeigen die Verhältnisse der Drücke bei Wind

Druckverteilung an einem Haus im Wind
[Quelle: Wuppertal Institut für Klima,Umwelt,Ernergie/Planungsbüro Schmitz, Aachen]
 
Das linke Bild erklärt ohne viel Worte, wo bei Sturm die kritischen Stellen zum 'Abheben' der Dachpfannen sind: Der Unterdruckbereich (-) auf der Lee-Seite.
 
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Windgeschwindigkeit und Windrichtung

Oben haben wir beschrieben, wie die Druckverhältnisse im und am Haus sind. Diese bestimmen das, was in der Heizlastberechnung als 'Transmissionswärmebedarf' ausgerechnet wird. Dieser schwankt örtlich ganz erheblich.
Für die Heizung besonders wichtig sind die Windgeschwindigkeit und Windrichtung im Winter. Genau das zeigen die Heizenergiekenndaten als Statistik in Deutschland.
 
Beim Messen der jährlichen Ganglinien zeigt sich, dass die mittlerere Windgeschwindigkeit...
  1. überall in Deutschland im Winter höher ist als im Sommer.
  2. in der Küstennähe grösser ist als im Binnenland,
  3. und besonders niedrig in Süddeutschland ist - (Daher behauptete die Atomlobby, hier lohnten sich keine Windräder.)

Die Windrichtung wird nach meteorologischen Angaben in der 8-teiligen Windrose in % der Messhäufigkeiten angegeben:
 
Winde über 5 m/s im Winter in % der Häufigkeit
Ort Ges.% im Jahr N NO O SO S SW W NW
Kiel 32,6 5,5 5,2 5,2 4,9 16,3 28,8 26,7 7,4
Hamburg 27,2 2,6 3,3 8,1 7,0 8,1 37,1 25,0 8,8
Aachen * 35,7 1,7 5,0 3,9 2,5 11,9 45,7 22,1 6,2
Berlin 24,4 1,6 3,3 12,3 7,0 4,5 15,2 38,1 18,3
Leipzig 12,4 2,6 9,7 7,0 1,8 14,0 35,1 21,9 7,9
München 12,8 0,8 7,0 7,0 0,8 0,8 47,7 32,8 3,1

[Quelle: Taschenbuch Heizung + Klimatechnik]
 
* Interessant an der Statistik ist, dass Aachen im Winter häufiger Wind mit über 5 m/s hat als Städte an der Küste!
 
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Mechanische Lüftung

  1. Die einfachste Art der mechanischen Lüftung besteht in einem Abluftventilator, der die Aussenluft = Zuluft mehr oder weniger unkontrolliert und ungeheizt nachströmen lässt. (Bild links).
  2. Die 'höhere Art' der Lüftung nutzt einen (Kreuz-)Wärmetauscher, der etwa 50% der Wärme in der Abluft zurückgewinnen kann. (rechtes Bild unten).
    Eine Abwandlung davon ist der Rotationswärmetauscher ( Muster bei Hoval) oder der Inversions-Wärmetauscher für kleine Leistungen: InVENTer. Mehr Infos zum Inventer...

  3. Das ist Effizienz: Wer es gleich richtig machen will, setzt den Paul- Luft/Luft-Wärmetauscher ein, der satte 92% Wärmerückgewinnung bringt. Das Gerät gibt es auch kombiniert mit einer Kleinwärmepumpe, die das Letzte herausholt.
    Auch gut für Sanierungen und Beheizung in der Übergangszeit. Viele anschauliche Beispiele.

  4. Die pfiffige Art der Lüftung nutzt die Technik 2 und gleichzeitig die Wärmekapazität der Erde: Hier wird die Aussenluft über einen Erdwärmetauscher geführt. Das lässt sich ganz einfach machen, indem man das Rohr der Aussenluft vor dem Wärmetauscher im Erdreich ums Haus 'wickelt'. (Natürlich bevor man die Erde anschüttet :-) Ansaugöffnung ist oberirdisch.
    Systeme mit unterirdischer Ansaugung ( Luftbrunnen (der Elka AG), Kiesbettfilter, etc...) haben manchmal den Nachteil, dass sie ausgasendes Radon mit durchs Haus ziehen können: Nichts für vulkanische Gegenden, Erzgebirge, Lausitz! Mehr dazu...
Mechanische Lüftungsarten
[Quelle: Wuppertal Institut für Klima,Umwelt,Ernergie/Planungsbüro Schmitz, Aachen]
 
Ein Fortluftventilator -an der Luvseite angebracht- wird also bei Wind wegen des größeren Gegendrucks weniger fördern, auf der Leeseite dagegen mehr. Axialventilatoren können dann schon mal auf die Fördermenge Null kommen :-(
 
Zur Energieeffizienz der Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung lesen wir bei der NOWA-Studie auf S. 150:
'Um durch den Betrieb von Lüftungsanlagen Primärenergie einsparen zu können, müssen neben den technischen Voraussetzungen (optimal ausgelegte Anlage mit minimierter luftstrombezogener Leistungsaufnahme und mit hohem Nutzungsgrad der Wärmerückgewinnung) Bedingungen zur Einhaltung eines geringen Fugen- und Fensterluftwechsels erfüllt werden (luftdichte Gebäudeausführung und Akzeptanz durch die Nutzer).'
In Schweden ist man nach vielen Jahren Versuchens zur Empfehlung gekommen, Häuser mit einer Luftwechselrate von 0,3 zu betreiben. Das sei optimal.
Eine Änderung der Luftwechselrate um 0,1 führt zu einer Veränderung des spezifischen Lüftungswärmebedarfs von 6...9kWh/(m²*a), also fast einem Liter Öl/(m²*a)! (Prof. D. Wolff)
 
Eine Projektstudie aus der Wirklichkeit hat die FH Kufstein/Tirol mit 92 Anlagen in EFHs und MFHs gemacht:
Wer das liest, ist nachher schlau genug für seine eigene Anlage.
Merke: Nur ein 'echtes Passivhaus' kann mit Luft beheizt werden. Für Niedrigenergiehäusern über 10 W/m² (15 kWh/m²a) ist eine reine Luftheizung grundsätzlich ungeeignet.
 
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Luftrate

Die Luftrate gibt an, wie häufig das Raumvolumen umgewälzt wird.
Erfahrungszahlen für den stündlichen Luftwechsel von verschiedenen Raumarten:
 
Raumart Luftwechsel/h
Wohnräume 0,3...0,5 fach
Büroräume 1,5 fach
Kellerentlüftung 0,5...2 fach
Gasträume 5...10 fach
Kantinen 6...8 fach
Kinos und Theater mit Rauchverbot 4...6 fach
Kinos und Theater Raucherlaubnis 5...8 fach
Schwimmhallen 3...4 fach
Sitzungszimer 6...8 fach
Toiletten 4...6 fach
Warenhäuser 4...6 fach

[Quellen: Taschenbuch Heizung + Klimatechnik, Velta]
 

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Seite erstellt am 13.3.1998, letzte Änderung 13:45 5.10.2014, Sonntag