Contracting in den deutschen Kommunen

Inhalt

1. Contracting ist ein politisches Thema wie CBL
2. Beispiele aus der kommunalen Praxis
3. Auswirkungen des Contracting
4. Links zum Cross Border Leasing

1. Contracting ist ein politisches Thema wie CBL

Dass Contracting durchaus sinnvoll sein kann, um kommunale Investions-Staus abzubauen, damit unsere Kommunen nach Abschaffung der Kameralistik für die Zukunft zu einem sparsamen und kostengünstigen Betrieb öffentlicher Gebäude kommen, wissen Sie.
      Wir meinen aber, dass Contracting, wie es in der jetzigen Form ohne Zwang zum Energiesparen durchgeführt wird, ein ähnlicher Skandal ist wie das inzwischen verbotene Cross Border Leasing (CBL). 2009 zeigt sich nun, dass diese Geschäfte, die über die AIG abgesichert wurden und wo die vermittelnde Deutsche Bank kräftig mit kassierte, kippelig werden und den Steuerzahler wieder neue Millonen kosten werden. Das muss man sich mal vorstellen: Banken helfen bei der Steuerumgehung und wollen dann mit eben diesen Mitteln, die sie schon abschöpften - gerettet werden.
      Unsere Regierung schläft ruhig bis zur nächsten Wahl und wähnt alles in Ordnung, weil 'der Markt das ja reguliert'. Das tut er aber nicht, weil der Markt der Energieversorger kein Markt ist, sondern ein Vierer-Kartell mit politscher Unterstützung. Und das funktioniert so:
 
Lokale monopolistische Energieversorger finden bei den Kommunen genügend Möglichkeiten, ihre Macht einzusetzen, um ein Energiesparen beim Contracting zu verhindern: Sie bieten die Kilowattstunde einfach billiger an und machen dadurch berechnete Einspareffekte anderer Anbieter unwirtschaftlich. Alle anderen Contractinggeber müssen bei eben diesem lokalen Energieversorger zu normalen Preisen Energie einkaufen. Wenn aber der lokalen Energieversorger auch Contractinggeber ist, kann er die Energie gerade so anbieten, dass er damit die technischen Einsparvorteile der anderen zunichte macht. Gegen diese Dumping-Rabatte auf bis zu 1/3 der 'Normalpreise/Kilowattstunde' kann eben keiner mithalten.
      Das gilt für alle Angebote, wie sie bis zum Zeitpunkt der Entscheidung 'Wer bekommt den Contracting-Auftrag?' auf dem Tisch liegen. Der lokale Energieversorger ist in seinem Gebietsmonpol einfach mit der 'kaufmännischen Preisstrategie' der günstigste und bekommt den Zuschlag für die kommenden 10...15 Jahre. Das ist seine Lizenz zum Gelddrucken, denn ab jetzt hat er ein Bündel von Maßnahmen, das er zur Gewinnmaximierung einsetzen kann:

• er übernimmt die Anlage wie sie ist - und lässt sie so.
• er baut den billigsten neuen Kessel ein, den er bekommen kann:
  kein hydraulischer Abgleich, keine neue energiesparende Technik.
• er gestaltet seine Preispolitik 'flexibel':
  Keine Erhöhung im 1. Jahr, dann exponentiell steigend mit jeder Begründung.

Fazit:

1. Wie geplant bleibt die Menge der abgenommenen Wärmeeinheiten gleich (denn diese will ein 'Versorger' ja verkaufen). Allein der Preis ist variabel - nach oben.
   
2. Energiesparen ist über die Contractinglaufzeit wirkungsvoll verhindert.
3. Deutschland = Innovationsland? Nein, harte Realität gegen politische Sprücheklopfer:
   Hier siegt der Kaufmann im Konzern über den Einsatz technischer Innovationen!
4. Beweise? Mehr in den Links 'Auswirkungen des Contracting'
5. Energiesparen ist politisch nicht gewollt, weil es die Steuereinnahmen senkt.

2. Beispiele aus der kommunalen Praxis

Die hier angeführten Beispiele sind bundesdeutsche Realität und lassen sich auf beliebige Kommunen übertragen. Sie sollen ständig erweitert werden.

Mai 2006, Erwitte

5 Jahre Kursentwicklung von ***

Die *** ist in Erwitte der lokale Versorger für Strom und Gas. Auch *** muss sich Gas einkaufen, um es in Erwitte anzubieten. *** bezahlt für die kWh Gas etwa 1,5 Ct/kWh, den Abnehmern wird Gas momentan für etwa 4,5 Ct/kWh angeboten.   <== Irgend jemand muss die Gewinn-Erwartungen doch bezahlen, die den stabilen Trend seit 2003 tragen!

3. Auswirkungen des Contracting

Bei Mietbauten gibt es zahlreiche Berichte in Zeitung und Fernsehen über nicht nachzuvollziehende Nebenkostenerhöhungen, seit ein Contractor (auch ohne Zustimmung der Mieter) die Heizungsanlagen übernommen hat.
Bericht in der Frankfurter Rundschau: Die neuen Besitzer der ehemaligen Werkswohnungen, die Deutsche Wohnen-Töchter Rheinland-Pfalz- und Main-Taunus-Wohnen, hat die Wärmeversorgung vor fünf Jahren ausgegliedert und an den Frankfurter Energieversorger Mainova vergeben.

Frankfurter Rundschau vom 4.4.2006: 'Wohnungskonzerne bitten Mieter zur Kasse'
(Der Artikel ist leider nicht mehr online.)

Dieser Insiderbericht beschreibt, wie es bei den Ausschreibungen in deutschen Kommunen zugeht: Energiesparen bleibt auf der Strecke. 6 Seiten Insiderbericht, der ungekürzt zur Veröffentlichung in Ihrem Publikationsorgan freigegeben ist. Bitte senden Sie uns ein Belegexemplar zu.

(Der Link zum Dokument wird im September bereit gestellt.)

Wissenschaftliche Beiträge der Uni Wolfenbüttel rund ums Thema Contracting: Begriffsdefinition, Vorstellung der Modelle des Contracting, Fachartikel.

Zur Website Delta-Q.de - Contracting

4. Links zum Cross Border Leasing

• Das Prinzip des Cross Border Leasings
• Geldsegen aus Amerika
• Interview mit Dr. Werner Rügemer, dem Autor des WDR-Berichts Cross Border Leasing.
• Sie können Werner Rügemer sehen im Film von Erwin Wagenhofer: Lets Make Money.
• Bürger kippen Cross-Border-Leasing
• Österreich: Unternehmen TIWAG behindert und verklagt Kritiker